Unser Alltag wird immer schneller, bei Konflikten ist der Bedarf nach raschen Lösungen gross. Kurzmediation ist eine Möglichkeit, beim Planen und Bauen einvernehmliche Lösungen zu finden und sofort umzusetzen.
Konflikte beim Planen, Bauen und Wohnen gibt es immer wieder. Drei Aspekte stehen im Zentrum von Meinungsverschiedenheiten.
– Bauherrschaften stellen hohe Ansprüche an die Ausführungsqualität und Materialisierung einerseits sowie an das Kostenmanagement und die Termintreue andererseits.
– Meist werden Einzelanfertigungen realisiert, zugeschnitten auf persönliche Bedürfnisse.
– Innovationen in der Planung wie BIM, Materialisierung wie hybride Konstruktionen und Fertigung wie 3-D-Druck erhöhen die Lösungsvielfalt. Entsprechend steigt die Anzahl der Schnittstellen exponentiell an.
Parallel zum grösser werdenden Freiraum wächst auch die Komplexität der Bauprojekte. Hoher Kostendruck, knappe Zeitvorgaben und fehlende Baufachleute tragen dazu bei. Der Baustopp eines Schulhausneubaus oder langjährige Einsprachen bei der Baubewilligung für eine Wohnsiedlung können weitreichende Folgen haben. Im Bereich Denkmalpflege und Ortsbildschutz gibt es Zielkonflikte wie Brandschutz vs. Denkmalschutz oder energetische Fassadenisolation vs. Erhalt des äusseren historischen Erscheinungsbilds. Die Folgen sind Bauten, über die sich nicht alle Beteiligten restlos freuen. Selten ist das ganze Projekt mangelhaft, doch einzelne Aspekte wie Materialisierung, Ausführungsqualität, Honorarhöhe oder Fertigungstermine können zu Konflikten führen.
Die passende Lösung
In den meisten Fällen regeln Baupartner Beanstandungen gütlich untereinander. Gelingt dies nicht, stehen auf der technischen Seite Expertisen, Gutachten, mediative Klärung sowie Streiterledigungsverfahren z. B. mit SIA-Gutachtern zur Verfügung. Im Zweifelsfall steht es den Betroffenen zudem frei, den juristischen Weg zu beschreiten. Zunehmend werden an den Handelsgerichten Vergleichsverhandlungen mit dem Ziel geführt, einvernehmliche Lösungen zu finden.
Die Erfolgschancen liegen bei ca. 70 %. Gelingt dies nicht, kommt es zum Gerichtsfall, und es wird ein Urteil gefällt. Oft unterliegt eine Partei; Imageschaden oder Gesichtsverlust können die Folgen sein. Damit ist die Zusammenarbeit der Parteien meist beendet, und es müssen neue Baupartner gefunden werden. Das ist aufwendig, kostet Zeit und Geld. Während die juristische Konfliktlösung mit offiziellem Charakter eine zusätzliche Eskalationsstufe bedeutet, wirkt Kurzmediation als Ausdruck der gemeinsamen und eigenverantwortlichen Konfliktlösung deeskalierend. Neben der ausführlichen Mediation mit drei bis fünf Sitzungen à drei bis vier Stunden steht Konfliktparteien in der Bau- und Planungsbranche neu auch die Kurzmediation zur Verfügung. Mit allen Beteiligten kann dann die Situation deblockiert und können objektspezifische Lösungen angedacht und entwickelt werden. In allen mediativen Tools kommen die gleichen Prozessschritte in unterschiedlicher Tiefe zur Anwendung. Die Elemente Freiwilligkeit, Allparteilichkeit, Perspektivenwechsel und Lösungsoffenheit sind inhärent.
Chance Kurzmediation
Für begrenzte Konflikte ermöglicht die Kurzmediation meist innert Wochenfrist in zwei Sitzungen à drei bis vier Stunden sofort umsetzbare Lösungen. Geeignet ist das kompakte Format in folgenden Fällen:
– Es liegen begrenzte, klar definierte Konflikte und Fragestellungen vor.
– Die Auftraggeber verfügen über zeitlich begrenzte Ressourcen.
– Es geht nicht darum, die Konfliktfrage grundsätzlich und erschöpfend zu analysieren.
– Es besteht der Wunsch nach sofort umsetzbaren, praxisnahen Lösungen.
Nach einer gründlichen, meist telefonischen Vorlaufphase zwischen Mediator und Medianden legen diese gemeinsam das passende Format fest. Auf Wunsch der Konfliktparteien kann vorgängig eine Prämediation (Vorgespräch) stattfinden. Dort stellt der Mediator die Konfliktlösungstools im Detail vor, und es können gegenseitig Fragen beantwortet werden. So erhalten die Teilnehmenden eine gute Basis zur Entscheidungsfindung. Ein Teilresultat der Kurzmediation kann sein, dass ein wichtiges Thema in einer Mediation separat bearbeitet wird. So wie bei hybriden Baukonstruktionen mehrere Materialeigenschaften zum Tragen kommen, gibt es in der Baumediation viele Lösungsansätze. Alle am Bau Beteiligten sind auch Menschen mit sozialen Bedürfnissen. Mediative Konfliktlösungentragen dieser Tatsache Rechnung.
Die Kurzmediation ist eine gute Methode, um lösungsorientiert Divergenzen zu lösen. Sie entspricht dem Bedürfnis, in kurzer Zeit viel zu erreichen.
Autoren:
Jürg Fischer, Bauing. FH/SIA, Prof. ZFH, Baumediator SDM, Fischer Timber Consult, www.timberconsult.ch
Kristina Kröger, lic. phil I Architekturhistorikerin, Baumediatorin SDM, vestigia GmbH, www.vestigia.ch
Aus Gründen der Vertraulichkeit sind die Beispiele anonymisiert und verändert.